Eine Pause vom Job, einmal richtig Kräfte tanken, um mit vollem Elan wieder in den Job einsteigen zu können – das verspricht ein Sabbatical. Der Trend zur längeren Auszeit vom Job ist eindeutig: So hat sich z. B. in den letzten fünf Jahren die Zahl der XING-Mitglieder, deren Lebenslauf ein Sabbatical aufweist, verdreifacht. Doch worauf müssen Arbeitnehmer hierbei achten? Praktische Tipps und allerlei Wissenswertes rund um das Thema berufliche Auszeit veröffentlichte jetzt XING spielraum, das Themenportal für die neue Arbeitswelt.
1. Vorschläge entwickeln, wie die Arbeit trotz Abwesenheit erledigt wird
„Chef, ich möchte im Herbst sechs Monate Auszeit nehmen“ – so einfach geht das natürlich nicht. Mit einem gewissen Klärungsaufwand ist ein Sabbatical verbunden. Die Auszeit muss rechtzeitig und gewissenhaft geplant werden, denn schließlich sollen ja sowohl Arbeitgeber als auch -nehmer von der Maßnahme profitieren – oder zumindest keinen Schaden davontragen. Aus Sicht des Arbeitgebers ist eine zentrale Frage, wie die Arbeit erledigt werden kann. Deshalb ist es wichtig, dazu eigene Ideen zu entwickeln. Außerdem muss ein geeigneter Zeitraum ausgewählt werden. Sinnvoll ist es auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Wunsch nach einer Auszeit vor dem Chef begründen möchte. Welcher Grund akzeptiert wird, hängt stark vom Betriebsklima ab. Um sich gut vorzubereiten, helfen vertrauliche Gespräche mit Kollegen, die schon ein Sabbatical gemacht haben, sofern es solche gibt. Generell gilt: „Die Batterien für ein später im Jahr anstehendes Projekt auftanken“ eignet sich vermutlich besser als ein bloßes „Ich muss mal raus“.
2. Finanzen und rechtliche Rahmenbedingungen klären
Ein Sabbatical ist kein vergüteter Urlaub. Jeder Arbeitnehmer sollte sich dessen bewusst sein, dass man sich ein Sabbatical auch leisten können muss. Es gibt verschiedene Szenarien: etwa den unbezahlten Urlaub. Vorteil: Das Arbeitsverhältnis ruht, der Kündigungsschutz besteht weiter. Nach vier Wochen muss man sich jedoch selbst versichern. Beliebt sind auch Lebensarbeitszeitkonten. Überstunden oder nicht genommener Urlaub können gesammelt und für eine längere Auszeit genutzt werden. Vorteil hierbei: Das Gehalt läuft weiter und auch die Sozialversicherungsbeiträge werden weiterhin vom Arbeitgeber bezahlt. Ein Langzeitkonto kann natürlich auch bewusst gefüllt werden, indem z. B. eine 30-Stunden-Woche vereinbart, aber 40 Stunden lang gearbeitet wird. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, die Stelle zu kündigen und bei der Rückkehr wieder aufzunehmen. Diesen Schritt sollte man nur gehen, wenn der neue Vertrag für den Zeitpunkt der Rückkehr schon unterschrieben ist. In diesem Fall muss man sich während der Auszeit selbst versichern.
3. Das Gespräch mit dem Chef (und den Kollegen) führen
Erst wenn ich weiß, wie ich eine Auszeit begründen will, Vorschläge habe, wer die Arbeit erledigt, und sicher bin, dass ich mir ein Sabbatical leisten kann und will, ist ein Gespräch mit dem Chef sinnvoll. Vorbereitung ist dabei alles: Ton und Argumente müssen sitzen, denn das Gespräch soll die Vertrauensbasis zum Vorgesetzten ja nicht gefährden. Viele Trainer empfehlen für solche Gespräche ein Rollenspiel mit einem Freund oder Bekannten, vorzugsweise mit jemandem, der selbst Vorgesetzter ist und sich gut in die Rolle des Chefs hineinversetzen kann. Es gilt, den Wunsch gut zu begründen, gegebenenfalls die Vorteile für das Unternehmen herauszustellen und die entwickelten Vorschläge für die organisatorische Umsetzung zu unterbreiten. Konkrete Themen sind z. B. der genaue Zeitplan, Ideen für die Abwesenheitsregelung und Wiedereinstiegsmöglichkeiten. Wenn der Chef grünes Licht gibt, ist der nächste Schritt, die Kollegen der eigenen Abteilung frühzeitig in persönlichen Gesprächen zu informieren.
4. Zur Sicherheit Sabbatical-Vertrag aufsetzen
Wenn alles mündlich geklärt ist, sollte ein Sabbatical-Vertrag erstellt werden, um alle Vereinbarungen schriftlich festzuhalten und unnötigen Ärger zu vermeiden. Abgesehen von den finanziellen Fragen sollte hier auch geklärt werden, ob z. B. auch während der Auszeit der Jahresurlaub weiter besteht oder was im Krankheitsfall passiert. Ebenfalls sollte für beide Seiten klar sein, wie es für den Arbeitnehmer nach der Auszeit weitergeht im Unternehmen. Ist die Tinte trocken, steht dem Sabbatical nichts mehr im Weg!
5. Ein bisschen Sabbatical mit in den Alltag nehmen
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz fällt nach einer so langen Pause oft sehr schwer. An den Acht-Stunden-Tag, den Lärm und die ganze Hektik muss man sich erst wieder gewöhnen. Muss man das? Was mache ich eigentlich hier? Nach so viel Freiheit und neuen Erfahrungen sollte man versuchen, möglichst viel davon vor dem Alltag zu „retten“. Aufgehängte Reise-Fotos, ein Tagebuch und Gespräche mit Gleichgesinnten helfen dabei.
Mehr zum Thema Sabbatical finden Interessierte diesen Monat auf XING spielraum inkl. Vorstellung der „AuszeitAgentur“, die sich auf die professionelle Beratung von Arbeitnehmern bei der Planung ihrer Auszeit spezialisiert hat. Weitere Zahlen und Fakten, Best-Practice-Unternehmensvorstellungen und Wissenswertes zum spielraum-Fokusthema „Lebensläufe“ folgen.
Über XING spielraum
Unter dem Motto „Besser leben. Anders arbeiten.“ bietet XING spielraum einen Mix aus exklusivem und kuratiertem Content rund um das Thema „New Work“. Das Themen-Portal widmet sich monatlich neuen thematischen Schwerpunkten und ist eng mit der Community auf XING verbunden: In der XING-Gruppe „Arbeit.Zeit.Leben.“ finden Leser nicht nur inhaltliche Impulse, sondern auch die Möglichkeit zur vertiefenden Diskussion mit anderen Mitgliedern.
Vielen Dank an Picjumbo.com für das Beitragsbild.
Artikel auf Rechtschreibung, Grammatik und Stil
geprüft von Annette Winkel
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Hallo Joachim,
das ist alles leichter geschrieben, als umgesetzt. Ich kenne keinen Arbeitgeber (außer den Behörden) wo sich ein Sabbatical vereinbaren lässt. Ich habe mein Sabbatical in 2000 durchlebt, dabei haben meine Frau und ich „ganz normal“ den Job gekündigt. Meine Frau bei der Bank und ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Unbezahlten Urlaub gab es bei beiden Arbeitgebern nicht.
Dass ich bei meinem alten Arbeitgeber wieder anfangen durfte, war reiner Zufall, da just in dem Monat meiner Rückkehr ein Techniker gesucht wurde. Mein Glück, denn heute bin ich immer noch „On Bord“.
Uns stellte sich natürlich damals auch die Frage der Versicherung während des Aufenthaltes im Ausland. Wir hatten uns entschlossen uns nicht zu versichern, da die monatlichen Kosten für Frau+Kind+ich extrem hoch waren. Für das Geld hätten wir auch einen Krankenhausaufenthalt bezahlen können.
Was ich sehr gut nachvollziehen kann aus deinem Bericht, ist die Heimkehr. Auch ich habe es die ersten 4 Wochen gehasst, wieder in dieser Hektik und Schnelllebigkeit leben zu müssen. Die Gelassenheit und Ruhe, die wir auf der Reise erfahren durten, waren extrem schnell verflogen und wir wieder im Alltagstrott angekommen.
Was aber bleibt, sind die schönen Erinnerungen und Fotos von der Reise. Ich kann jeden nur dazu animieren gleiches zu tun. Es wird immer der schönste Urlaub bleiben, den ich je erlebt habe.
Meine Strecke: NY, San Francisco, Maui, Honolulu, Big Island, Cook Island, Neuseeland, Australien, Singapur und Thailand – Dauer 6,5 Monate
Viele Grüße
Frank